Mittwoch, 28. November 2012

haarspalterei

eben gesehen,
wie sich ein beinahe glatzköpfiger die haare aus dem gesicht kämmte -

Montag, 19. November 2012

urheberrechtlich vs. unerheblich


wenn man imitation wittert, ist das ja bereits ein gestus der überheblichkeit: nicht nur, dass man sich als nachahmungswürdig empfindet, sondern auch noch als urheber einer bestimmten sache. früher ärgerte man sich über die mädchen, die plötzlich mit denselben schuhen oder derselben hose durch die gleichen gänge schlenderten in einer selbstverständlichkeit, als wären sie die ersten gewesen. davon erholt man sich dann ja mit der zeit: man wechselt einfach die schule, die stadt, die haltung zu solchen angelegenheiten. 
heute geht es um subtilere dinge, fast schon intime: gedanken, worte, sätze. zuweilen stösst man auf äusserungen, die einen an die eigenen erinnern, man entdeckt sich im anderen - und fühlt sich geschmeichelt, verstanden, einander nah. je gehäufter die imitationen ausfallen, desto kleinlicher wird man allerdings. plötzlich hält man es für nötig, dass die eigene genialität bemerkt wird und ungeteilt bleibt, zumindest bewunderung erfährt. man wird besitzergreifend, und die vormals originellen, innersten geistigkeiten sind nur noch redundant und banal.

Sonntag, 11. November 2012

Korrigenda

‎"Längst haben wir Werbebotschaften als Wahrheit akzeptiert, echtes Leben bedeute zu viel von allem, exzessives Shoppen sei ein adäquates Hobby und Konsum von zu vielen Genussmitteln sei ein Zeichen von Freiheit. So werden Gelüste und Sehnsüchte gesellschaftlich akzeptabel und monetarisierbar." (Die Zeit)


ich muss korrigieren: 
das shoppen ist kein hobby für mich, ich vollziehe es schon fast mit beruflicher ernsthaftigkeit –

Mittwoch, 7. November 2012

metapher olten

olten: eine stadt für die durchreise, so sagt man. von olten kennt man den bahnhof, an dem man aus- und dann sofort woanders wieder einsteigt. man bleibt nicht in olten. olten ist ein bisschen grau, ein bisschen luzern und bern, klein und nett.
an der heutigen kabarettistischen stadtführung sah ich vor allem baustellen. die holzbrücke hatte kurz gebrannt, häuser wurden abgerissen, andere umgebaut, strassen abgesperrt, die weihnachtsbeleuchtung aufgehängt. es lärmte, klirrte, ein laster verursachte stau, weil er baumaterial abliefern musste. 
olten vollführte sein eigenes kabarett. die hauptprobe verlief etwas harzig, aber was will man, wenn die bühne im entstehen begriffen ist?
olten nimmt sich selbst nicht so ernst. 
und dass ich möglicherweise peter bichsel aus dem augenwinkel sah, macht olten zu einem magischen ort.

Montag, 5. November 2012

ich mich selbst

wenn man im zug sitzt und angst kriegt vor dem gegenüber, dann wähnt man sich auf der strecke zürich-bern um sieben uhr morgens. klar, dass der typ sein revier verteidigen muss, als sein sitznachbar höflich fragt, ob er die armlehne runterklappen dürfe – so ausladend hat noch nie jemand die erlaubnis dazu erteilt, und das ist ja fast schon eine kür. 
wenn man an der kasse zeuge wird, wie eine angestellte von ihrer vorgesetzten auf beleidigende weise dazu angehalten wird, bitte noch die schürze umzuhängen, nachdem sie schon darauf hingewiesen wurde, die bestellung falsch aufgenommen zu haben, dann befindet man sich bei starbucks – denn die chefin pflegt schliesslich kundennähe, indem sie die kunden für die beschriftung nach deren namen fragt.
und wenn sich zwischen diesen beiden episoden ein ganzer tag ereignet, an dem man sich am liebsten ein weilchen selbst verlassen würde, einfach, weil man sich gar nicht so viel zu sagen hat heute, ausser vielleicht "du kannst mich mal" beziehungsweise "ich mich selbst", dann ist es in ordnung, dass das tageslicht bescheiden ausfällt und die dunkelheit umso dominanter. dann ist es schön, über tote blätter zu schreiten und den zusammenstoss mit einem fahrradfahrer in letzter sekunde verhindert zu haben. bekanntlich könnte es schlimmer sein.